
1wild Artenschutz
Unser Engagement
1wild offeriert erneuerbare Finanzhilfe für Artenschutzprogramme, die einige der kostbarsten Arten und Ökosysteme des Planeten schützen.
Wir konzentrieren uns auf weltweit gefährdete, evolutionär aussergewöhnliche Arten (EDGE-Arten), ökologische Schlüsselarten sowie auf EDGE-, Biodiversitäts- und Endemismus-Hotspots. Zudem unterstützen wir vorzugsweise unterfinanzierte Artenschutzinitiativen.
In der Wildnis ist das Überleben immer ein Kampf auf Messers Schneide – für Individuen, Populationen, Arten und Ökosysteme. Angesichts der doppelten Krise des Artensterbens und des Klimawandels brauchen die verbleibenden naturnahen Ökosysteme und wilden Arten jede Unterstützung, die sie bekommen können, um zu überleben.
Das EDGE-Konzept passt Naturschutzprioritäten so an, dass grosse Teile der Entwicklungsgeschichte erhalten bleiben.
Manche Projekte wurden vor der formellen Gründung der 1wild foundation unterstützt — jedoch nach demselben Konzept und derselben Philosophie. Projektleiter und Ansprechpartner solcher Projekte können geändert haben.

Wie wir vorgehen
In Anbetracht des enormen Bedarfs erfordert sinnvoller Artenschutz eine sehr sorgfältige Auswahl der Ziele aufgrund klarer Kriterien sowie eine rationale, unternehmerische Bewertung der strategischen und umsetzungstechnischen Qualität eines Programms.
Um unsere Mittel optimal zu nutzen, konzentrieren wir uns auf stark bedrohte Arten und Lebensräume von aussergewöhnlicher Bedeutung — emotionale Ausstrahlung hin oder her.
Bei der Analyse der Förderanträge bewerten wir Faktoren wie
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EDGE- und Keystone-Status der Schwerpunktarten
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Projektstandort in einem EDGE-, Artenvielfalts- oder Endemismus-Hotspot
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Wahrscheinliche Wirksamkeit und Kosteneffizienz der vorgeschlagenen Massnahmen
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Budgetverträglichkeit des Finanzierungsantrags
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Fehlen von / fehlender Zugang zu genügenden alternativen Finanzierungsmöglichkeiten.
Aufgrund dieser Analyse berechnen wir eine Punktzahl, anhand derer wir entscheiden, welche Projekte wir auswählen. Weitere wichtige Gesichtspunkte sind der Kontext anderer neuer oder erneuerbarer Anträge im Hinblick auf die Art der unterstützten Ökosysteme und Arten.
Bei 1wild wollen wir die wichtigsten Themen des Artenschutzes angehen - und die verbreitete Vorliebe für niedliche Wesen vermeiden, die Menschen besonders ansprechen (Säugetiere und Vögel). Die Auswahl der richtigen Ziele kann jedoch schwierig sein, da wir über die überwältigende Mehrheit der lebenden Arten nur wenig wissen. Daher ist es vertretbar, charismatische "Flaggschiffarten" zu nutzen, um ein Ökosystem mit nicht-niedlichen Arten hoher Priorität zu schützen. Letztlich müssen wir Ökosysteme und ihre Artengemeinschaften erhalten, denn ohne sie ist das langfristige Überleben einer bestimmten, an sie angepassten Art illusorisch.
On the EDGE: Ast absägen oder Zweig stutzen?
EDGE ist eine Methode, um globale Artenschutzprioritäten neu zu bestimmen. Sie erstellt eine Rangordnung der Artenschutz-Prioritäten.
EDGE steht für "Evolutionarily Distinct and Globally Endangered" (evolutionsgeschichtliche Unersetzlichkeit und weltweites Aussterberisiko). Je ungewöhnlicher und bedrohter eine Art, desto schutzwürdiger ist sie.
Besonders schutzwürdige Arten werden in EDGE-Listen zusammengestellt. Ihr Aussterben würde ganze Äste des Lebensbaums kappen – und damit ungeheures Potential für die weitere Entwicklungsgeschichte.

EDGE-Listen ordnen die aufgeführten Arten nach Artenschutz-Priorität. Sie bewerten jede Art nach Aussterberisiko, Dauer der eigenständigen Entwicklung und evolutionsgeschichtlicher Unersetzlichkeit. Daraus errechnet sich ein EDGE-Score, der einen EDGE-Rang für die Schutzpriorität ergibt (mit Rang 1 als Höchstwert).
Mausähnliche Nagetiere zum Beispiel (B, C) machen fast die Hälfte der etwa 4.660 bekannten Säugetierarten aus. Ein Schuppentier oder Schnabeligel (A) hingegen ist eine sehr ungewöhnliche Lebensform. Es hat sich über lange Strecken der Evolutionsgeschichte eigenständig entwickelt und hat nur wenige nahe Verwandte. Das macht es überaus wertvoll: Es bildet einen Ast des Lebensbaums, nicht bloss einen Zweig.
Zwei Beispiele für Arten mit hoher Priorität aus den EDGE-Listen.
Ginkgo ist ein „lebendes Fossil“, die letzte lebende Art in der Ordnung der Ginkgoales, die vor über 290 Millionen Jahren erstmals auftrat. Sie ist Artenschutzpriorität Nr. 1 unter den 258 in der EDGE-Liste aufgeführten Gymnospermen (eine Gruppe, zu der auch Nadelbäume und Zykaden gehören). Das Palawan-Schuppentier ist Artenschutzpriorität Nr. 6 unter den 585 EDGE-gelisteten Säugetieren.



Schlüsselarten: ein besondere Sorge
Einige Arten sind für das Funktionieren eines Ökosystems unerlässlich. Sie zu schützen ist besonders wichtig. Doch leider bleiben viele Schlüsselarten unerkannt.
Schlüsselarten sind Arten, die für das Funktionieren ihres Ökosystems von grundlegender Bedeutung sind, wie etwa Ökosystemgestalter. Jede Art spielt eine Rolle - sie "hat einen Beruf" - in ihrem Ökosystem. Wenn sie ausstirbt oder sehr selten wird, verändert sich das Ökosystem. Bei Ökosystemen, die wir nicht gut kennen (die grosse Mehrheit), sind solche Veränderungen unvorhersehbar, je nach Bedeutung der betroffenen Arten. Zu den Schlüsselarten gehören bekannte wie Jaguare, Biber, manche Haie und Krill, aber auch manche, deren Schlüsselrolle weniger bekannt ist, wie Feigenbäume, Mangrovenkrabben, Gopherschildkröten und Präriehunde. Aufgrund ihrer kritischen Funktion führt der Verlust einer Schlüsselart zu einer grundlegenden Störung des Ökosystems, das sie kontrolliert. Leider erfordert die Identifizierung einer Schlüsselart umfangreiche Forschungsarbeiten - und für die meisten Ökosysteme kennen wir sie einfach nicht. Die Störung von Ökosystemen ist also eine ziemlich schlechte Idee.
Manche Schlüsselarten sind unauffällig - selbst farbenprächtige.

Blaue Winkerkrabben spielen mehrere strukturelle und funktionelle Rollen in Gezeiten-Ökosystemen.

Hummeln erfüllen eine Schlüsselfunktion als Bestäuber.

Seesterne sind Schlüsselarten in Gezeiten-Ökosystemen an der Pazifikküste.

Blaue Winkerkrabben spielen mehrere strukturelle und funktionelle Rollen in Gezeiten-Ökosystemen.
EDGE-Hotspots und Hotspots der Artenvielfalt und des Endemismus
Wenige kleine Regionen auf unserem Planeten beherbergen einen aussergewöhnlichen Reichtum an Arten, die nirgendwo sonst zu finden sind. Dies sind die wichtigsten Gebiete der Biosphäre.
Artenschützer sind vertraut mit Hotspots der biologischen Vielfalt - relativ kleinen Regionen mit einer besonders hohen Anzahl von Arten. Zusätzlich gibt es Hotspots des Endemismus, d. h. mit einer hohen Anzahl von Arten, die weltweit nur in einem bestimmten Gebiet vorkommen.

Eine globale Karte der Artenvielfalt weist Gebiete mit aussergewöhnlichem Artenreichtum aus.
© Encyclopaedia Britannica, https://x.com/IPBES/status/1630179188731703296
In ähnlicher Weise wurden 25 EDGE-Gebiete identifiziert, die eine hohe Anzahl von EDGE-Arten beherbergen. Der Schutz dieser Regionen ist entscheidend für die Erhaltung grosser Teile bedrohter Evolutionsgeschichte.
EDGE-Zonen überschneiden sich teilweise mit Hotspots der biologischen Vielfalt und des Endemismus, sind aber viel kleiner. Sie sind die Heimat vieler endemischer Arten, leiden unter besonders starker menschlicher Beeinflussung und sind zudem derzeit nur schlecht geschützt.

Terrestrische Ökoregionen, die durch den Grad der Endemie von Arten - in diesem Beispiel für Säugetiere - definiert sind, weisen ganz andere geografische Muster auf als die reine Artenvielfalt (Artenreichtum), mit einem noch ausgeprägteren Schwerpunkt in den Tropen und Subtropen.
© Olson D et al.: Terrestrial Ecoregions of the World: Eine neue Karte des Lebens auf der Erde, November 2001, BioScience 51(11):933-938. DOI:10.1641/0006-3568(2001)051[0933:TEOTWA]2.0.CO;2

Zusätzlich zu den Hotspots der Artenvielfalt, und teilweise überlappend mit diesen, gibt es EDGE-Zonen, das sind Gebiete mit einem besonders hohen Anteil an EDGE-Arten.
In dieser Karte bilden die EDGE-Zonen für Tetrapoden (rot) eine komplementäre Gruppe von 25 Rasterzellen, die grosse und einzigartige Ansammlungen bedrohter Tetrapoden-Evolutionsgeschichte enthalten. Sie sind den bestehenden Biodiversitäts-Hotspots überlagert, wobei die Farben für die bedrohte Evolutionsgeschichte pro Rasterzelle stehen und von dunkelblauen bis zu orangen Farbtönen reichen.
© Pipins et al.: Advancing EDGE Zones to identify spatial conservation priorities of tetrapod evolutionary history, Nature Communications, volume 15, Article number: 7672 (2024), https://doi.org/10.1038/s41467-024-51992-5.
Unterfinanzierte Programme
Wir sind stolz darauf, mit dem Startkapital unserer Zuschüsse den Anstoss für wirkungsvolle Naturschutzaktivitäten zu geben.
Während jährlich enorme Spenden an zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen fließen, die sich um die Bedürfnisse der Menschen kümmern, sind viele Naturschutzprogramme stark unterfinanziert. Sie sind auf ehrenamtliche Arbeit, kleine Spenden und knappe Budgets angewiesen. Dies steht in krassem Gegensatz zu der Bedeutung ihrer Arbeit.












































